Naturschutzgebiet „Morsum Kliff“

Morsum Kliff

Das Morsum Kliff ist eines der ältesten Naturschutzgebiete in Schleswig-Holstein. Hier finden seltene Tier- und Pflanzenarten einen besonderen Lebensraum. Aufgeschlossene Erdschichten repräsentieren eine für unser Land ungewöhnlich lange geologische Zeitspanne von 10 Millionen Jahren. Darüber hinaus zählt das Gebiet wegen der enormen Zahl an Grabhügeln zu den besterhaltenen sakralen, d.h. von kultischen Handlungen geformten Landschaften Deutschlands. Die verschiedenen Gräber werden durch Tafeln der „hünen.kulTour“ vor Ort kurz erläutert.

Seine Unterschutzstellung steht in engem Zusammenhang mit dem Hindenburgdamm, für dessen Bau anfänglich auch das Morsum Kliff mit seinen bis zu 10 Millionen Jahre alten Erdschichten abgetragen und als Baumaterial verwendet werden sollte.

Eine private Initiative der späteren Gründer des Vereins Naturschutz Sylt (heute Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V.) verhinderte das Vorhaben. Sie konnten sogar erreichen, dass das Kliff zusammen mit der angrenzenden Heide im Jahr 1923 in einer Größe von etwa 43 Hektar unter Schutz gestellt wurde. Als eines der bedeutendsten geologischen Denkmäler in Deutschland wurde das Morsum Kliff 2006 als „Nationaler Geotop“ ausgezeichnet.

Eiszeitliche Gletscher haben hier ältere, ursprünglich flach liegende Ablagerungen des Tertiärs („Braunkohlezeitalter“) schräg gestellt, in mehrere Schollen zerlegt und so aufeinander geschoben, dass diese heute schuppenartig nebeneinander liegen.

Vorland und Watt

Morsum Kliff

Die Kraft des Meeres ist an der Steilküste deutlich spürbar. Früher reichte das Kliff (Steilküste) viel weiter ins Wattenmeer. Zwischen den Salzwiesen und Salzröhrichten des Vorlands schimmern noch die verschiedenen Farbtöne des Kliffs hervor. Weiter im Watt sind die tertiären Schichten von jungen Meeresablagerungen überdeckt.

Der Übergang zwischen Meer und Kliff ist ein besonderer Lebensraum. Hier verstecken Sandregenpfeifer ihre gut getarnten Eier im Spülsaum. Brandgänse nutzen Erdlöcher und -röhren als Neststandort. Auch Uferschwalben brüten in Höhlen, die sie unerreichbar hoch in die Abbruchkanten graben. In den Brackröhrichten singen die Rohrsänger. Draußen im Watt suchen bei Ebbe Scharen rastender Küstenvögel nach Nahrung. Über allem trillert die im Gebiet brütende Feldlerche.

Die Morsumer Heide

Schafe auf der Wiese

Große Teile des Naturschutzgebietes werden von Heiden eingenommen. In den überdünten, d.h. von aufgewehtem Sand überdeckten Bereichen oberhalb des Kliffs sind diese aus natürlichen Prozessen hervorgegangen. Auf der landeinwärts angrenzenden Geest sind die Heiden dagegen durch frühere „Heidewirtschaft“ entstanden. Um sie zu erhalten, ist daher eine dauerhafte Pflege erforderlich.

Wegen der Nährstoffarmut und der klimatischen Extreme ist das Naturschutzgebiet Lebensraum vieler spezialisierter Pflanzenarten. Typisch sind Besenheide und Krähenbeere. In feuchten Bereichen tritt die Glockenheide auf.

Zu den floristischen Besonderheiten gehören Geflecktes Knabenkraut, Lungenenzian, Teufelsabbiss und Moorlilie. Auch seltene, wärme- und trockenheitsliebende Insekten wie die Bläulinge sind auf offene Sandböden angewiesen.

Natur und Kultur am Morsum Kliff

Uferschwalbe

Das Naturschutzgebiet begeistert nicht nur durch einzigartige Einblicke in die Erd- und Vorgeschichte der Insel Sylt, sondern auch durch seine außerordentliche landschaftliche Vielfalt und interessante Tier- und Pflanzenwelt.

Das gut ausgebaute Wegenetz ermöglicht Besuchern einen weitgehend ursprünglichen Küstenabschnitt der Naturlandschaft Wattenmeer mit Kliff, naturnahem Strand, Strandwällen und Salzröhrichten sowie hoch aufragenden Dünen in seiner ganzen Dynamik zu erleben.

Die landseitig anschließende Heide ist durch heute überholte Nutzungsformen entstanden. Als Element der historischen Kulturlandschaft weist sie, wie die vor- und frühgeschichtlichen Hügelgräber, auf eine lange Siedlungstradition auf der Insel Sylt hin.